Die Qual der Wahl.

In 18 Tagen wird ein neuer Bundestag gewählt, und ehrlicherweise geht es um „viel“. Nachdem für viele vernunftorientierte Menschen die letzten 15 Jahre klar war, dass man sich gerne von Angela Merkel regieren lässt, steht diese nun nicht mehr zur Wahl – und trotz „guter“ wirtschaftlicher Jahre kann man erkennen, dass viele Dinge dringend besser und anders werden müssen in diesem Land.
 
Nun muss ich durch den bevorstehenden Urlaub als Briefwähler noch früher mein Kreuz machen als zuvor, und mein Dilemma ist: ich habe keine Ahnung, wen ich wählen soll.
Während für mich klar ist, dass braune Kackhaufen genauso wenig in Frage kommen wie getarnte Kommunisten, bleibt ein buntes Spektrum „der Mitte“ zwischen den extremen Rändern.
Nur: so richtig wohl fühle ich mich damit nicht.
 
Die Kanzlerkandidaten unisono eine Katastrophe. Nix gegen Olaf Scholz, aber wenn man ohne etwas zu tun in der Beliebtheitsskala an den anderen vorbeirasen kann, dann ist zu Annalena Baerbock und Armin Laschet eigentlich alles gesagt. Veritable Vollkatastrophen.
Aber mein Problem liegt gar nicht in den Köpfen, sondern in den Inhalten begründet.
CDU: Fällt mir schwer, da ich kein „Weiter so“ wählen möchte und ehrlich gesagt die Geschehnisse der jüngeren Vergangenheit auch nicht honoriert werden sollen mit meinen Stimmen.
 
SPD: Jahrelang meine politische Heimat als aktives Mitglied bis zum Ende des Studiums: um ehrlich zu sein, habe ich da bis jetzt noch nicht begriffen, für was man eigentlich steht und was man am Ende noch so findet im Osterkörbchen. Markenkern? Für mich nicht erkennbar. Zumal da innerparteilich auf höchster Ebene so diametral unterschiedliche Kräfte wirken, dass ein Richtungsstreit nach der Wahl – vor allem bei etwaiger Regierungsbeteiligung – für mich vorprogrammiert scheint.
 
FDP: Sollte und könnte mir eigentlich nahe liegen, viele Punkte liberaler Natur finde ich gut, aber der soziale Anspruch fehlt mir da dann am Ende doch zu sehr.
 
Grüne: für mich eigentlich die Partei mit dem für mich wichtigsten Wahlthema – der politisch beherzten Reaktion auf den Klimawandel. Könnte also alles gut sein. Ist es aber nicht.
Denn was mich massiv stört ist, dass ich, wenn ich grün wähle, auch immer das komplette linke Hardlinerprogramm mitwähle.
 
Warum ist es parteipolitisch „selbstverständlich“, dass Klimaschutz auch heißt: Einwanderung ohne Punkt und Komma, Hartz IV massiv erhöhen, Wohlhabende höher besteuern, Erben verbieten, Gendern bis zur Geschlechtsneutralität und Gleichstellung aller Lebens- und Liebesformen, Einfamilienhäuser verbieten, etc.?
Es geht mir nicht um die Punkte im Einzelnen, zu vielen habe ich eine durchaus positive Meinung, zu anderen aber nicht.
Meine Frage ist eher, warum kann es das nur „zusammen“ geben?
Wieso ist man, wenn man für Klimaschutz ist, auch automatisch für unbegrenzte Migration? Oder die Abschaffung der Leistungsgesellschaft? Hat das irgendwas miteinander zu tun?
In meinen Augen: nein.
Aber es ist ideologisch halt kongruent verwendet – und macht für mich deshalb die Grünen fast unwählbar.
Um die Partei mit all den verkappten Hardlinern in den Kommunen, die nichts abwägen, nur eine, ihre Seite kennen, aber auf jeden Fall wissen, wie es zu laufen hat, um die es ist nicht schade.
 
Es ist aber bitter, dass damit auch die Chance auf echte und vor allem zügige Veränderung in puncto Klimapolitik schwindet.
Dafür würde ich meine Stimmen gerne geben und auch – ganz klar – damit verbundene Einschränkungen und Mehrkosten für jeden einzelnen akzeptieren. Denn es muss sich in vielen Punkten ganz dringend was ändern.
Aber sorry: für den Kommunismus durch die Hintertür möchte ich eigentlich keine Kreuzchen setzen. Denn es muss sich auch in Punkten was ändern, in denen das linke Parteienspektrum eher das Problem als die Lösung ist.
 
Was mich zum Eingangsdilemma zurückführt: Es wirklich die Qual der Wahl dieses Mal.
 
Und ganz nebenbei:
Das Bild hier unten ging ja letzte Woche völlig zu Recht viral.
Ich habe keine Ahnung, wo das war und wer der Typ in dem Kackhaufen ist, aber wenn es nach mir ginge, würde man ihm SOFORT alle Preise und Auszeichnungen des Landes für Marketing, soziales Engagement, Zivilcourage, das Bundesverdienstkreuz und den Friedensnobelpreis verleihen.
 
Also, unbekannterweie: Du bist der beste Mann 👏

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